Santa Marta – Piraten in Kolumbien

Die Stadt Santa Marta hat fast 500.000 Einwohner*innen und liegt im Norden von Kolumbien im Departemento del Magdalena. Sie ist die elftgrößte Stadt Kolumbiens und eine der größten direkt an der Karibikküste. Ihre Lage in der Nähe der Sierra Nevada de Santa Marta und des berühmten Tayrona-Nationalparks machen sie zu einem sehr geeigneten Ausgangspunkt für Reisen entlang Kolumbiens Karibikküste. Außerdem sind die Städte Barranquilla und Cartagena von Santa Marta aus gut zu erreichen. Wenn ich in der Abenddämmerung an der Strandpromenade von Santa Marta entlanggehe und zur vorgelagerten Insel blicke, kann ich mir gut vorstellen, wie sich hier vor langer Zeit Piraten versteckt haben.

Santa Marta in Kolumbien

In diesem Reisebericht über Santa Marta kannst du erfahren, wie sich die Atmosphäre der Stadt anfühlt, wo du schön essen und übernachten kannst und wie du von Santa Marta aus am besten zum Tayrona-Nationalpark kommst. Außerdem erfährst du, wie du nach Palomino, weiter im Osten an Kolumbiens Karibikküste kommen kannst und was dich dort erwartet.

Wo sind die Piraten hin?

Als ich durch die schmale Tür des Flugzeugs trete, schlägt mir die Hitze wie eine heiße lähmende Wand entgegen. Drinnen angenehm klimatisiert, außen tropische Hitze. Willkommen auf dem Flughafen von Santa Marta. Nach ein paar Tagen in Bogotá bin ich das nicht gewohnt. In Bogotá war es angenehm kühl, hier habe ich auf der Stelle nur noch Lust, mich in eine Hängematte zu legen und kühles Bier zu trinken.

Der Flug war zwar angenehm leer und das Flugzeug äußerst modern. Doch kurz nach dem Start erlebte ich die heftigsten Turbulenzen, an die ich mich erinnern kann. Froh, nicht abgestürzt zu sein und noch belebt von dem Kompliment, das mir ein amerikanisches Pärchen gerade in der Art ich hätte das coolste Outfit, das sie jemals gesehen hätten gemacht hat, ertrage ich die Hitze aber gerne.

Der Flughafen von Santa Marta ist eher ein Flugfeld, auf dem vereinzelt Flugzeugwracks und andere Maschinen herumstehen und über dem die tropische Luft in der heißen Temperatur vor sich hinflimmert. Die Landebahn ist direkt am karibischen Meer und so freue ich mich schon darauf, nachher in Santa Marta am Wasser entlangzuwandern. Draußen vor dem kleinen Flughafengebäude warten einige Taxis, schließlich teile ich mir eines mit zwei anderen Leuten, die beide nach Gaira auf dem Weg nach Santa Marta wollen.

Die Fahrt verläuft angenehm, als wir über eine kleine Anhöhe fahren, liegt Santa Marta auf einmal vor uns. Die Hügel um die Stadt herum sehen vertrocknet aus, es wachsen zahlreiche Kakteen überall und ich frage mich, wie hier nur ein paar Kilometer weiter eigentlich der tropische Regenwald des Tayrona-Nationalparks und der Sierera Nevada de Santa Marta beginnen soll. Mein Hostel liegt inmitten des Zentrums der Stadt, der Fahrer hupt sich durch den Verkehr, es scheint gerade nicht so viel los zu sein, kein Wunder, es ist viel zu heiß, um irgendetwas zu machen.

Eine Stunde später gehe ich die Calle 14 von meinem Hostel aus zum Meer. Weiter nördlich liegt der Hafen. Ich habe gehört, die Gegend um den Hafen herum sei nicht sicher, ich bin alleine unterwegs, es ist der erste Abend in der Stadt, ich weiß nicht, wie mutig ich sein darf. Es geht über den Platz Parque Simon Bolivar und schon bin ich am Wasser. Rechts von mir stehen die mächtigen Hafenkräne.

Später erzählt mir jemand, dass das hier vermutlich der Hafen in der Welt sei, von dem aus das meiste Kokain geschmuggelt werde. Keine Ahnung, ob das stimmt. Aber es macht mich nachdenklich. Die Berge der Sierra Nevada de Santa Marta sind nicht weit. Dort befinden sich Gebiete, die nicht unter Kontrolle der kolumbianischen Regierung sind. Dort wird Kokain angebaut. Am nächsten Tag werde ich am Stadtrand die kolumbianische Drogenpolizei sehen, wie sie die schwer beladenen Trucks kontrolliert, die aus den verdächtigen Richtungen kommen.

Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien

Bis die Dämmerung kommt und es dunkel wird, gehe ich in den engen bunten Straßen von Santa Marta spazieren. Es ist viel los im Gebiet, das im Norden von der Calle 12 begrenzt wird – weiter soll man sich angeblich lieber nicht nach Norden bewegen – der Calle 22 im Süden und der Carrera 7 im Osten. Besonders um den kleinen Platz Parque De Los Novios herum sind viele Retaurants und Bars zu finden.

Die Sonne geht schnell und feuerrot unter. Wie war es hier wohl, als die Stadt eine der ersten der spanischen Eindringlinge war und von Piraten überfallen wurde? Der Geruch von Abenteuer weht durch die Straßen und an den bunten Häusern entlang. An Marktständen wird Rum verkauft und ich mache mich auf den Rückweg. Heute ist es zumindest hier im Zentrum von Santa Marta wohl einigermaßen sicher.

An jeder Ecke stehen bewaffnete Polizisten. Ihre Augen folgen einem schwer betrunkenen oder unter sonstigen Drogen stehenden Mann, der in zerfetzter Kleidung über den Platz taumelt und wild schreit. Es geht nicht allen so gut wie uns, die wir hier mit unseren Kreditkarten schöne karibische Nächte bezahlen können. Auch in Santa Marta ist das überall gegenwärtig.

Santa Marta in Kolumbien

Anreise

Nach Santa Marta kommt man von Bogotá aus am besten mit dem Flugzeug. Mehrere Fluggesellschaften fliegen mehrmals täglich nach Santa Marta. Der Flug dauert nur etwas mehr als eine Stunde. Ich bin mit Avianca geflogen, die Maschinen befinden sich in einem sehr guten Zustand – Flugzeuge sind vermutlich eine gute Geldinvestition. Irgendwo muss das Geld für teures Kokain ja landen. Wer weiß.

Vom Flughafen ins Zentrum von Santa Marta kommt man sehr einfach und für wenig Geld mit einem Sammeltaxi.

Von Santa Marta zum Tayrona-Nationalpark

Der Tayrona-Nationalpark beginnt im Grunde gleich östlich von Santa Marta. Der Dschungel und die letzten Ausläufer der Sierra Nevada de Santa Marta reichen hier bis ans karibische Meer. Viele Tierarten und unberührte Landschaft warten darauf, entdeckt zu werden.

Warum mir der Tayrona-Nationalpark an vielen Stellen zu voll war und warum sich ein Ausflug dorthin meiner Meinung nach trotzdem lohnt, kann in meinem Bericht über den Besuch dort nachgelesen werden.

Von Santa Marta aus zum Tayrona-Nationalpark zu kommen, ist ziemlich leicht. Entweder man plant die Fahrt mit einem Taxi oder Sammeltaxi. Das geht eigentlich am unkompliziertesten, indem man einfach beim Personal der Unterkunft nachfragt.

Oder man fährt mit dem Bus. Die Busse fahren in kurzen Abständen (etwa alle 20 Minuten) vom Busbahnhof in Santa Marta aus in Richtung Riohacha. Dem Fahrer oder der Fahrerin sagt man einfach, dass man in den Park will oder dass man am Haupteingang von El Zaino aussteigen will. In der Regel wird man dann kurz vor der Ankunft dort darauf hingewiesen, dass man gleich aussteigen muss. Die Busse sind meistens ziemlich voll und eng gepackt, aber es macht trotzdem irgendwie Spaß, damit zu fahren.

Der Busbahnhof von Santa Marta ist nicht weit weg vom Zentrum aber vergleichsweise schwierig zu finden. Am besten fragt man nochmal detailliert nach, bevor man sich auf den Weg dorthin macht. Sonst besteht die Gefahr, dass man sich verläuft und in einer Gegend von Santa Marta landet, in der es auch tagsüber nicht sicher ist.

Der Eingang von El Zaino ist knapp 40 Kilometer von Santa Marta entfernt, was ungefähr einer Stunde Fahrt entspricht.

Wenn man sich auf den Weg zum Tayrona-Nationalpark macht, sollte man auch gleich darüber nachdenken, noch weiterzufahren bis nach Palomino.

Der Weg nach Palomino

Folgt man der Straße nach Osten entlang der Karibikküste in Richtung Riohacha und Venezuela, erreicht man nach knapp zwei Stunden Fahrt und etwa 80 Kilometern die kleine Stadt Palomino. Ein Besuch von Palomino ist toll!

Mehr darüber kann in meinem Bericht über Palomino nachgelesen werden. Hier nur soviel: Wunderschöne Natur, eine Flussmündung, die nötige Abgeschiedenheit und ein wilder Strand lassen eine*n den Rest der Welt fürs erste vergessen.

Um nach Palomino zu kommen, musst du eigentlich genau das gleiche machen, wie um zum Tayrona-Nationalpark zu kommen. Entweder über die Unterkunft ein Taxi oder Sammeltaxi organisieren und dabei darauf achten, dass es authorisiert ist oder vom Busbahnhof aus mit einem der vielen Busse in Richtung Riohacha fahren und an der richtigen Stelle aussteigen.

Essen und Übernachten in Santa Marta

Das Masaya Santa Marta (bei Booking.com zu finden da: Masaya Santa Marta bei Booking.com – Werbung) ist ein Hostel, das aber auch private Zimmer mit eigenem Bad anbietet. Auf der großartigen Dachterrasse gibt es Musik und eine Bar sowie tolle Sitzgelegenheiten mit herrlicher Aussicht über die Dächer von Santa Marta. Außerdem gibt es einen Pool auf der Dachterrasse und einen im Innenhof.

Die Zimmer im La Calzado des Santo (bei Booking.com da zu finden: Hotel La Calzada del Santo bei Boolong.com – Werbung) sind etwas geräumiger und alles wirkt ein wenig edler. Ich wurde äußerst freundlich empfangen. Auch hier gibt es eine Dachterrasse. Diese ist sogar mehrstöckig und mit Hängematten ausgestattet. Und zu guter Letzt gibt es einen Pool. Perfekt, um sich spät nachts die warme tropische Nachtluft durch die Haare wehen zu lassen.

Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien

Die Umgebung von Santa Marta

Nicht weit – etwa 20 Kilometer – von Santa Marta entfernt in den Hügeln liegt das Dorf Minca. In der Nähe von Minca befindet sich inmitten des Waldes ein Wasserfall. Kleine Becken am Fuß des Wasserfalls laden zum Baden ein, das Wasser ist kühl und erfrischend nach dem staubigen Fußweg hier herauf. Wenn du den Weg nicht zu Fuß gehen willst, kannst du dich von einem Motoradtaxi hier herbringen lassen.

Der Wasserfall kostet ein kleines bisschen Eintrittsgeld, dafür gibt es dann auch eine Umkleidekabine und ein Restaurant mit Blick auf den Wasserfall. Auf dem Weg von Minca zum Wasserfall kommt man an eindrucksvollen Bambuspflanzen vorbei.

In Minca befinden sich einige Bars, Cafés und Restaurants, die Stimmung ist im Vergleich zu Santa Marta ruhig und entspannt.

Um von Santa Marta nach Minca zu kommen, organisiert man sich am besten eine*n authorisierte*n Taxifahrer*in. Meiner fuhr äußerst halsbrecherisch die kurvigen Straßen die Hügel hinauf und hinunter. Eine bleibende Erinnerung.

Santa Marta in Kolumbien
Santa Marta in Kolumbien