Der Walensee liegt in den Schweizer Alpen in den Kantonen St. Gallen und Glarus. Er befindet sich auf gut 400 Metern Höhe über dem Meer und ist 24 Quadratkilometer groß – 16 Kilometer lang und zwei Kilometer breit. Dabei erreicht der See eine Tiefe von 145 Metern. Beste Voraussetzungen für einen schönen See in einem engen Bergtal also. Und genau das denke ich dann auch, als ich von Westen her auf den See zufahre: Ein wunderschönes Stück Landschaft, dieser Walensee. Und was besonders toll ist: Hier stürzt der zehnthöchste Wasserfall der Erde eine Felswand hinab, die Seerenbachfälle.
Was ist das für ein See?
Am westlichen Ende des Walensees liegt das Dorf Weesen mit unter 2.000 EinwohnerInnen. Und am östlichen Ende liegt das Städtchen Walenstadt mit etwas unter 6.000 EinwohnerInnen. Ansonsten befinden sich am Ufer des Walensees noch die Dörfer Mühlehorn, Quarten und Amden. Außerdem am nördlichen Ufer Quinten, das nur mit dem Schiff oder zu Fuß erreichbar ist. Quinten ist für sein mediterranes Klima bekannt. Es liegt so besonders in den Winkeln zwischen den Bergen, dass die Temperatur dort höher ist als anderswo.
Palmen, Kiwis, Feigen und andere südländische Gewächse wachsen in Quinten als wäre man hunderte Kilometer weiter südlich in Italien. Am südlichen Ufer des Walensees verläuft teilweise in Tunneln die Schweizer Autobahn A3, die von Basel nach Sargans führt. Weiter oben schlängelt sich die Landstraße durch die Dörfer. Sie erlaubt immer wieder beeindruckende Blicke über den See.
Zu Fuß ans Ufer
Am besten lässt sich das Ufer des Sees zu Fuß erkunden. Zum Beispiel das nörliche Ufer von Weesen aus. Ich entscheide mich heute dazu, einen neuen Weg auszuprobieren. Einen Weg weiter oben.
Von oben nach unten
Von Weesen aus führt eine Straße hinauf nach Amden, das hoch über dem Walensee liegt. Ich fahre sie ein Stückchen entlang. An der Bushaltestelle Amden Lehni stelle ich das Auto ab. Ein guter Ort, um einen Spaziergang zu beginnen, stellt sich bald heraus. Ich folge zunächst dem Weg mit dem Namen Eich. Bald geht der Weg in einen wahnsinnig tollen Pfad über, der oberhalb der zum Walensee hin abstürzenden Felswand verläuft.
Nach einiger Zeit geht es steil nach unten, immer zwischen den Felsen hindurch. Nach etwa einer dreiviertel Stunde erreiche ich die Lichtung am Fuße der Felsen und am Ufer des Walensees. Dort befindet sich die Anlegestelle Betlis und die Burgruine Strahlegg, die ein Überbleibsel eines römischen Wachturms aus dem 1. Jahrhundert vor Christus ist. Außerdem kann man hier im gemütlichen Garten des Restaurants Burg Strahlegg ein Bier trinken oder sich an den Strand legen. Ein wie ich finde insgesamt sehr schöner Ort.
Man kann das Auto aber wie bei meinem letzten Besuch auch einfach am Ortsende von Weesen abstellen. Dadurch spart man sich einige Höhenmeter. Direkt am Ufer des Walensees befinden sich kostenpflichtige Parkplätze. Von dort aus kann man der in den Fels gehauenen Straße durch mehrere Tunnels bis nach Betlis folgen. Dieser Weg dauert etwa eine halbe Stunde.
Von unten nach oben
Von Betlis aus gehe ich weiter nach Osten und folge den Wegweisern Richtung Quinten. Es geht über sanfte Hänge und grüne Wiesen. Und da sehe ich den riesigen Wasserfall links vor mir, höre das entfernte Rauschen bereits. Auf der rechten Seite steht nach etwa einer halben Stunde eine nette Kapelle. Ich setze mich auf die Bank hinter der Kapelle und erfreue mich an der Aussicht über den Walensee. Die Sonne scheint, es ist Sommer und wo könnte es jetzt noch schöner sein?
Etwas später setze ich meinen Weg fort, gehe weiter nach oben. Kurz nach der Kapelle führt ein Weg über die Wiese nach links. Hier steht es nun: Seerenbachfälle und Rinquelle. Und nach einer weiteren Viertelstunde stehe ich schließlich am Fuße der Seerenbachfälle. Auch wenn es Sommer ist und der Seerenbach vermutlich im Moment eher wenig Wasser führt, ist der Anblick doch ziemlich beeindruckend. Das ist ein richtiger Wasserfall.
Die Seerenbachfälle
Die Seerenbachfälle sind einer der höchsten Wasserfälle der Welt. Genauer: Sie sind auf Platz zehn. In drei Stufen fällt der Seerenbach insgesamt 585 Meter in die Tiefe. Ein imposantes Schauspiel. Und noch besser: Rechts neben der untersten Stufe der Seerenbachfälle befindet sich meistens ein weiterer Wasserfall. Hinter der Felswand versteckt sich nämlich ein riesiges Höhlensystem. Solange sich im Höhlensystem ausreichend Wasser befindet, läuft es als donnernder Wasserfall aus einem Loch in der Wand. Dieser Wasserfall erreicht immerhin auch noch eine Höhe von 40 Metern. Die Quelle heißt Rinquelle und ist ebenfalls sehr beeindruckend, wenn man davorsteht.
Irgendwie mag ich den Walensee. Es ist zweifelsfrei ein Ort, an den ich immer wieder kommen werde. Zum Wandern, um die Ruhe zu genießen oder um im kühlen Wasser zu schwimmen. Und vor allem, um immer wieder vor den Seerenbachfällen zu stehen.
Wandern an Walensee und in der Umgebung
Ein schöner Weg führt am nördlichen Walenseeufer auch aus der anderen Richtung entlang. Von Walenstadt nach Quinten geht es auf der Sonnenseite des Sees hoch und runter. Hin und zurück sollte man aber schon etwa acht Stunden einplanen. Eine Beschreibung der Wanderung gibt es hier.
Doch nicht nur direkt am Ufer befinden sich schöne Wege. Auch die Gegend um den Walensee herum bietet sich sehr gut für Wanderungen an. Zum Beispiel die Berge nördlich des Sees – die Churfirsten – sind tolle Ziele. Ein sehr guter Wanderführer für die Region ist das Rother Wanderbuch Ostschweiz Bündnerland.
Vom Walensee bis zum Bodensee sind es übrigens etwa 100 Kilometer mit dem Auto.