Wann ist die beste Reisezeit, um Ephesos und Pergamon zu besuchen? Richtig: Dann, wenn kein anderer und keine andere dort sind, wo du hin willst. Winter in der Türkei? Arschkalt? Nein, alles ziemlich ok, tagsüber sogar ab und zu T-Shirt möglich und sogar draußen sitzen ist drin. Und was macht man dann, wenn es mit dem Mietwagen nicht funktioniert hat? Man nimmt ganz einfach den Bus. Das stellt sich am Ende dann auch als großartig heraus. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist es in der Türkei sehr komfortabel, mit einem kleinen Bus durch die Landschaft zu gurken. Auch nach Ephesos und Pergamon.
Mit dem Bus nach Ephesos und Pergamon
Die erste Etappe bringt mich ins im Südwesten des Landes gelegene antike Ephesos. Der heutige Name der Stadt ist übrigens Efes und tatsächlich hat auch das Efes-Bier seinen Namen daher, auch wenn die Efes-Brauerei meines Wissens nach nie in Ephesos war.
Im Sommer sollen hier ja fürchterliche Massen unterwegs sein. Ich bin heute nahezu der Einzige. Erst esse ich am Bahnhofsplatz in Selçuk äußerst gutes eingelegtes Essen (vegan möglich), der Name des Restaurants will mir gerade nicht mehr einfallen. Anschließend mache ich mich zu Fuß auf den Weg nach Ephesos. Nach einigen supergünstigen und dennoch ausgeschlagenen Taxiangeboten (einer der Witzbolde wollte mich, als ich fast vor dem kleinen Eingang zur antiken Stadt war, doch tatsächlich für etwa 15 Euro zum anderen Eingang fahren, da es angeblich sehr viel besser sei, die Tour dort zu beginnen) erreiche ich die Anlage, die super nice am Fuße der Hügel liegt.
Und da zeigt sich einfach, dass es wirklich toll ist, hier Ende Dezember zu sein und nicht Mitte Juli. Ich sitze auf den Treppen des alten Theaters, sehe dem Sonnenuntergang zu und teile meine letzten Salzstangen mit einer freundlichen Katze, bevor ich an der Celsus-Bibliothek vorbei zum Haupteingang hinaus das Areal der antiken Metropole wieder verlasse. Dabei begegnet mir eigentlich wieder gar niemand, nicht einmal ein weiterer Taxifahrer und auch keine Taxifahrerin. So gehe ich eine Stunde lang durch Orangenplantagen und dichte Felder hindurch bis ich endlich wieder Selçuk erreiche, wo eine weitere halbe Stunde später der nächste Bus fährt.
Einige Tage später befinde ich mich wieder am riesigen Busbahnhof. Allein die Fahrt vom Zentrum Izmirs hier heraus dauert eine Stunde. Während ich warte, unterhalte ich mich mit einigen Kioskverkäufern. Heute wird mich der Bus in die andere Richtung bringen. Nach Bergama, das ist die Stadt, die heute an der Stelle liegt, an der sich das antike Pergamon befand. Dort angekommen, beschließe ich, wieder alles zu Fuß zu machen und so laufe ich bei frühlingshaften Temperaturen in knapp zwei Stunden erst durch die moderne Stadt hindurch und dann den steilen Hügel hinauf zu der zweiten antiken griechischen Metropole im Westen der Türkei.
Oben angekommen erst einmal wieder Ressourcen regenerieren mit Ausruhen auf antiken Theatersitzen und Blick in die atemberaubende Ferne. Die von weit her hier hoch wehenden Schreie und das Hundegebell erinnern mich an die Installation von Asisi, die das Pergamonmuseum einmal in Berlin konstruiert hat. Nun denke ich doch, verrückt, wie nahe die Stimmung dort zumindest dem heutigen Original kommt, ich fühle mich, als wäre ich bereits früher schon einmal hier gewesen.
Oben wandere ich noch eine halbe Stunde lang auf dem Plateau hin und her. Einige verknotete Bäume und wunderschöne Ruinen stehen überall herum. Die Aussicht ist spektakulär, langsam wird es kühler. Ein einsamer Hund folgt mir überall hin, sonst bin ich weit und breit wieder das einzige sichtbare Wesen.
Es muss großartig gewesen sein, hier in der Antike im Theater gesessen zu haben. Hinter dem Schauspiel der Blick über die Berge. Was gäbe ich dafür, nur für eine Stunde in der alten Zeit hier oben zu sitzen?
Das letzte, was im Zwielicht des schwindenden Tages leuchtet, sind die weißen Säulen des Trajaneums. So langsam muss ich mich auf den Rückweg machen, sonst wird es zu dunkel, um ihn zu finden.
Den Abstieg vollziehe ich auf der anderen Seite des Berges. Durch bröckelnde Ruinen geht es wieder ins moderne Bergama hinunter, wo auch der Bus wieder zu erwarten ist und ich mich auf die nächtliche Fahrt nach Süden freuen kann.
Ephesos und Pergamon waren zwei eindrucksvolle Zeugen der Vergangenheit in der Antike. Gerne wäre ich für ein paar Stunden dort in alter Zeit und würde entdecken, wie das Leben dort wirklich war.
Wie komme ich nach Ephesos und Pergamon?
Wenn du es so, wie ich machen willst, fahr in Izmir einfach zum Busbahnhof (Otogar). Wahlweise lässt sich ein Bus bereits im Zentrum von Izmir buchen, du kannst aber auch einfach direkt zum Busbahnhof fahren und an einem der zahlreichen Schalter dort deine Fahrkarte kaufen. Ephesos und Pergamon zählen zu den regelmäßig angefahrenen Zielen.
- Ich empfehle, bereits im Zentrum von Izmir ein Ticket zu kaufen, dann kannst du mit dem Shuttle-Bus deines Unternehmens vom Zentrum Izmirs zum Busbahnhof (Otogar) fahren und von dort mit dem Überlandbus nach Ephesos und Pergamon
- Lass dir den genauen Abfahrtsort für die Rückfahrt zeigen. Das ist manchmal nicht so offensichtlich, wo das ist
- Schlaf dich aus, dann kannst du im Bus wach bleiben und die schöne Landschaft betrachten
- Ephesos und Pergamon sind am schönsten, wenn du fast der*die Einzige dort bist, also wähle den Reisezeitpunkt mit Bedacht