Mein Road Trip im eigenen Auto von Kigali aus zum Akagera Nationalpark in Ruanda war ein unvergessliches Erlebnis. Wilde Tiere, herrliche Landschaft, ein kaputtes Auto, eine andere Perspektive auf den Naturpark – das waren ein paar Tage, die sich für immer in mein Hirn gebrannt haben als eines der größten Abenteuer meines Lebens. Und das vor allem, weil mal wieder nicht alles so abgelaufen ist, wie es eigentlich geplant war. Doch das sind wie immer die besten Geschichten
Eigenes Auto im Akagera Nationalpark
In den Park kannst du mit dem eigenen Auto fahren. Alternativ machst du eine organisierte Tour von einer der umliegenden Städte aus. Es werden verschiedene Tour-Modelle angeboten, auch nachts. Informiere dich am besten vor Ort in Ruanda, was aktuell genau möglich ist.
Der Weg von Kigali aus
Mit unserem Suzuki fahren wir die gut über 100 Kilometer zum Akagera Nationalpark in Ruanda. Zunächst geht es auf einer guten Straße (RN3) nach Osten in Richtung Kayonza. Anfangs ist der Weg einfach zu finden. Der Park ist groß und so viele Straßen gibt es im Osten Ruandas eigentlich nicht. Also einfach zu finden. Denke ich. Später wird sich das jedoch mehrmals ändern. Bei den Einheimischen scheint der Akagerana Nationalpark nicht besonders bekannt zu sein, oder mein Englisch ist nicht gut genug, um deutlich zu sagen, was ich möchte. Denn im Unterschied zu Burundi, von wo aus wir ursprünglich kommen und wo wir uns meistens auf Französisch unterhalten, wird in Ruanda vor allem Englisch gesprochen.
In Kayonza jedenfalls geht es dann nach links weiter in Richtung Norden auf der RN5. Einige Kilometer später müssen wir die große Straße verlassen und den restlichen Weg auf mehreren Pisten zum Eingang des Akagera Nationalparks fahren. Mehrfach sind wir uns nicht sicher, müssen umdrehen, mehrere Personen, die wir nach dem Weg fragen, können uns diesen weisen (mehrere aber auch nicht). Zunächst in die falsche Richtung, dann nochmal und schließlich sind wir uns relativ sicher: Das ist die Piste zum Akagerapark.
Ankunft am Akagera Nationalpark
Macht nichts, der Weg ist wie immer das Ziel und noch bevor wir das Tor mit der Aufschrift Akagera passieren, sehen wir die erste Zebraherde am Straßenrand stehen. Unbeeindruckt schauen die Zebras zu uns herüber, wir fahren weiter zum Häuschen der Akagera-Parkverwaltung, an dem wir den Eintritt bezahlen und die Route im Nationalpark beschrieben bekommen. Eine kleine Karte bekommen wir auch und die Telefonnummer der Parkverwaltung. Noch ahnen wir nicht, dass wir diese auch dringend brauchen werden.
Wissenswertes zum Nationalpark
Der Akagera Nationalpark wurde unter der kolonialen Verbrechensherrschaft der Belgier bereits Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnet und liegt in einem großen, teils von Sümpfen und Seen durchzogenen Gebiet im Osten Ruandas an der Grenze zu Tansania.
Bis in die 1990er-Jahre war der Akagera Nationalpark äußerst artenreich. Einer der größten Tierbestände der Region war hier zuhause und das alles in einer herrlich gelegenen wunderschönen Gegend. Doch auch auf den Akagera Nationalpark hat sich der Bürgerkrieg und der Völkermord in Ruanda deutlich ausgewirkt. Drastisch verringerter Tierbestand, sich ausdehnende menschliche Siedlungen und Verfall haben die Natur hier deutlich gezeichnet.
Heute wird der Akagera Nationalpark wieder aufgebaut, die Ökosysteme regenerieren sich und der Artenreichtum nimmt wieder zu. Du kannst dort Zebras, Wasserbüffel, Giraffen, Elefanten, Krokodile, Flusspferde und viele weitere Tiere und Pflanzen bestaunen. Sogar einen seltenen Leoparden habe ich unter abenteuerlichen Bedingungen zu Gesicht bekommen, doch dazu weiter unten mehr, das beste kommt ja noch.
Was erwartet Dich im Park?
Der Akagera Nationalpark in Ruanda könnte für dich das richtige Ziel sein, wenn du abenteuerlustig bist und nicht dorthin gehen willst, wo alle anderen Touristen hinrennen. Im Vergleich zu anderen Nationalparks in Ruanda, Tansania und dem restlichen Ostafrika ist der Akagera Nationalpark einigermaßen unerschlossen und wenig besucht. Dort kannst du stundenlang keinen anderen Menschen begegnen und der Eintritt ist auch vergleichsweise preiswert. Die Fahrt mit dem eigenen Auto durch den Park dauert mehrere Stunden und dein Auto sollte auf alle Fälle geländegänig sein!
Abenteuer Nationalpark in Ruanda
Wir passieren also den Eingang und fahren die ersten zwei Stunden durch den Park. Bereits nach wenigen Minuten kommt die erste Aussicht auf die Ebene. Bis in weite Ferne Herden von Zebras, Gazellen und Wasserbüffel. Überall stehen Giraffen, später fahren wir mitten durch sie hindurch. Der Eindruck ist atemberaubend, weit und breit keine anderen Menschen.
Überall fliegen bunte Vögel herum, die Hügel flimmern in der Hitze am Horizont. Die zahlreichen Stiche durch Millionen von Tse-Tse-Fliegen sind übrigens äußerst schmerzhaft, doch das Schließen der Fenster bei den Höllentemperaturen keine Option. Wir fahren die sich schlängelnde Straße hinunter zu einem See, später wieder hinauf und dann: Motor aus, das Auto steht, wir bekommen es nicht mehr gestartet. Es geht schon auf den späten Nachmittag zu, eigenes Auto hier drin war vielleicht doch keine so gute Idee. Überleben wir eine Nacht im Akagera Nationalpark?
Fuck! Wir überlegen, ob zu Fuß raus, Wasser haben wir auch nicht mehr unendlich viel, ob es gefährlich ist, zu Fuß durch den Akagera Nationalpark zu gehen, wissen wir auch nicht, beim Eingang wurde jedenfalls gesagt, auf keinen Fall das Fahrzeug verlassen. Auf der Akagerapark-Informationsbroschüre sind andererseits keine Raubkatzen zu sehen. Dass es sie allerdings doch gibt, merken wir später! Wir überlegen und überlegen, während die Tse-Tse-Fliegen uns umkreisen und stechen. Da kommt glücklicherweise eine Familie aus Belgien mit ihrem Land Cruiser vorbei. Wir dürfen hinten rein, eineinhalb Stunden später sind wir wieder am Eingangshaus des Parks.
Schließlich schleppt man uns ab, mitten in der Nacht erreichen wir wieder den Ausgang und dürfen auf Matratzen im Vorraum der Rezeption schlafen. Irgendwann am nächsten Tag gelingt es einem Mechaniker aus Kayonza schließlich, den Suzuki zu reparieren und spät in der Nacht des nächsten Tages sind wir zurück in Kigali.
Punkt eins: Abgeschleppt werden mitten in der Nacht mit einem dauernd reißenden, viel zu kurzen Abschleppseil macht keinen Spaß, vor allem, als der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen so klein ist, dass wir den Boden dazwischen nicht mehr sehen. Punkt zwei: Es gibt gefährliche Tiere dort, der Weg zu Fuß aus dem Park heraus wäre nicht die beste Wahl gewesen. Einmal müssen wir sogar anhalten (Vollbremsung, Lichter aus, absolute Stille!) weil Flusspferde den Weg versperren und sich kurz überlegen, ob sie die Fahrzeuge angreifen sollen. Punkt drei: Die Fahrt auf der Ladefläche des Ranger-Trucks zurück zum stehen gebliebenen Suzuki mit 70 km/h über die Piste mit metertiefen Schlaglöchern unter kopfabsäbelnden Bäumen hindurch war eins der größten Abenteuer, die ich jemals erlebt habe. Wahnsinn.
Auf der Fahrt mit dem abschleppenden Truck übrigens habe ich den Leoparden gesehen. Selbst die Ranger, die mit uns zum Abschleppen fuhren, meinten, den sähen sie nicht oft, das sei etwas Besonderes. Und so hat die ganze Mühe Ihren Sinn gehabt und glücklich und zufrieden mit dem Road Trip zum Akagera Nationalpark schlafe ich in meinem Bett in Kigali ein und freue mich auf den nächsten Tag hier in Ruanda.
Das solltest Du wissen, bevor Du zum Akagera Nationalpark in Ruanda fährst
Der Road Trip zum Akagera Nationalpark ist ein Wahnsinnserlebnis, damit du es in vollen Zügen genießen kannst, Folgendes:
- Nimm ausreichend zu Trinken mit
- Wenn du dein eigenes Auto nimmst: Lass dein (unbedingt geländetaugliches) Auto gründlich durchchecken, bevor du damit in den Akagera Nationalpark fährst
- Lade unbedingt die Akkus deines Mobiltelefons und lass dir die Nummern der Akagerapark-Verwaltung geben